Rennsteig 2018
Diesen Weg auf den Höhen bin ich oft gegangen …

So oft war es nun auch wieder nicht. Es sollte meine 4 Teilnahme auf dem Rennsteig werden(auf unterschiedlichen Distanzen) und mein erstes Finish auf dem langen Kanten.

Aber von Anfang. Der Rennsteig ruft und wir kommen. Nachdem Olaf bereits am Donnerstag das Basiscamp des PLC allein aufgebaut hat, wofür wir ihm unendlich dankbar sind, trudelten im Laufe des Freitag weitere PLCler auf der Festwiese ein. Darunter Franzi, Steffi, Sandro mit Familie, Bodo, Dirk und Heiko. Ich gesellte mich unterdessen zu einigen Bekannten aus Potsdam (nicht PLC, noch nicht), bei denen ich meine Behausung aufbaute. Noch ein kleiner Bummel über das Festgelände, zum Souvenirstand und durchs Messezelt, und dann den schönen Abend mit einem Bierchen gemeinsam vor dem PLC-Zelt genießen. Bei manch einem Athleten blieb es jedoch nicht nur bei einem Bierchen – wie immer getreu dem Motto: „Mit einem Bier weniger sind wir auch nicht schneller“.

Für einige Läufer (darunter meine Wenigkeit) ging es dann doch recht zeitig in den Schlafsack. Sollte doch spätestens um 03:00 Uhr der Wecker klingeln. An Schlaf war bei mir aber nicht zu denken. Nicht meine Schlafenszeit, viel zu aufgeregt, zu warm und jede Menge Gelächter auf der Zeltwiese. Irgendwann muss ich dann doch eingeschlafen sein. Gefühlt ziemlich genau 5 Minuten, bevor der Wecker ging.

Schnell die Laufsachen übergestreift, die ich mir am Vorabend bereit gelegt hatte, noch einen Schluck aus der Wasserflasche (Essen um diese Zeit unmöglich) und raus in die stockdunkle Nacht. Gemeinsam mit Dirk, Heiko und einem Bekannten ging es dann mit dem Bus ins schöne Eisenach. Irgendwann muss ich mir mal mehr Zeit für dieses Städtchen nehmen. Nachdem der Busfahrer eine Ehrenrunde durch die Stadt gedreht hat, führte uns der Weg ins Org.-Büro. Fast schon gespenstisch, wie schnell und unkompliziert es trotz der ca. 2.000 Starter bei der Ausgabe der Startunterlagen von statten ging. Jetzt nur noch die Startnummer anbringen, das obligatorische Foto schießen und dann ab zum Start. Ein herzliches „viel Spaß und streng dich an“ an Heiko (der feine Herr will ja wieder aus der ersten Reihe starten)und dann fiel auch schon der Startschuss. Dirk und seinen Bekannten hatten wir leider bereits im Trubel verloren. Was soll´s, jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Über die Startlinie, durch die Innenstadt von Eisenach, hoch auf den ca. 7 km entfernten Rennsteig und ich frage mich die ganze Zeit „… warum hab ich nicht NEIN gesagt …?“!

06:00 Uhr morgens, die Sonne scheint und es verspricht, ein fantastischer Tag zu werden -zumindest was das Wetter betrifft. Vor uns Läufern liegt nun erst einmal der Aufstieg zum ca.25 km entfernten Großen Inselsberg. Erstaunlicherweise läuft es bei mir besser, als ich befürchtet habe. Ich finde langsam meinen Rhythmus und muss auch nur wenige Gehpauseneinlegen. Manche Anstiege sind mir dann doch zu steil. Aufgrund der sehr milden Temperaturen nehme ich ab dem ersten Verpflegungspunkt immer so viel Flüssigkeit zu mir, wie ich kann. Zu groß ist das Trauma vom Vorjahr.

Vor der Kulisse des Thüringer Waldes vergeht die Zeit wie im Flug. Unterbrochen wird die herrliche Atmosphäre nur durch das viele Gequatsche um mich herum. Man glaubt ja gar nicht, wo die Leute schon überall gelaufen sind. In Afrika, am Nordpol, auf dem Mond und sogar auf dem Mars – meine ich verstanden zu haben, kann mich aber auch irren. Egal, irgendwann werden die Stimmen leiser und ich sehe vor mir die Wetterstation auf dem Großen Inselsberg. Der erste Abschnitt des Laufes ist geschafft und ich fühle mich immer noch sehr frisch.

Jetzt geht es erst einmal bergab, und wie! Vom Inselsberg hinunter zu der 1 km entfernten Grenzwiese werden immerhin ca. 200 Höhenmeter (abwärts) überwunden. Hier heißt es: Vorsicht! Am Verpflegungspunkt ‚Grenzwiese‘ stärke ich mich ausreichend für den nächsten Streckenabschnitt. Cola, Tee, Wasser, Schmalzbrot, Toast mit Kräuterbutter und der leckere Himbeer-Schleim. Ich hau mir alles rein und weiter geht’s.

Ab jetzt geht es überwiegend auf relativ ebenen Wegen durch den Thüringer Wald. Es sind nur wenige Steigungen zu überwinden, die allerdings auch strategisch gut, meist nach einem Verpflegungspunkt kommen. So hat man noch etwas Zeit, beim Gehen noch einen Becher Flüssigkeit mehr zu sich zu nehmen. Alles läuft wie am Schnürchen. Ich liege immer noch gut in der Zeit, habe keine Beschwerden und genieße die Natur. Irgendwann, ich meine bei ca.km 45 – 50, steht dann plötzlich ein Herr (wahlweise auch eine Dame) mit einem riesigen Gummihammer vor mir und meint, dass nun der Lauf für mich beendet wäre. Ich höre nicht auf ihn und schleppe mich nun eher schlecht als recht weiter bis zum Grenzadler bei km 54.

An diesem Verpflegungspunkt besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, den Lauf mit Zeitnahme und Wertung zu beenden. Eine kurze Sekunde denke ich daran, das Angebot anzunehmen, um mich dann aber doch zu ohrfeigen und mir einen Tritt zu geben. Der Tag war bisher zu schön, das will ich weiter genießen. Ich greif mir ein paar Becher Flüssigkeit(an feste Nahrung ist nicht mehr zu denken) und es geht weiter auf die letzte Etappe.

Zwischen mir und dem Ziel liegt nun lediglich noch ein Halbmarathon. Das muss doch zu schaffen sein. Meine Gehpausen werden ab jetzt etwas länger und an den Verpflegungsständen mache ich gern auch eine ausgiebige Pause. Zielzeiten werden eh immer überschätzt und so habe ich bei meinem Tempo auch Zeit, das eine oder andere Foto zu schießen. Langsam geht es mir auch wieder besser und ich komme, nach 64 km, zum letzten Verpflegungsstand an der ‚Schmücke‘. Im letzten Jahr war hier für mich Schluss. Kein Gedanke daran, Becher Cola gegriffen und weiter, ohne anzuhalten.

Jetzt geht es nur noch bergab. Langsam kommt auch in mir das Gefühl auf, dass ich es in diesem Jahr schaffen könnte (nicht, dass ich je daran gezweifelt hätte). Beim Skilift am Eisenberg kann ich bereits Schmiedefeld sehen. 3 km bis ins Ziel und ich gebe noch einma lalles. Durch die Gartenanlage am Ortsrand und dann hinunter ins schönste Ziel der Welt. Es ist kaum zu glauben, nach wahnsinnig knappen 5,5 Stunden Rückstand auf den Erstplatzierten laufe ich über die Ziellinie (der kann sich nächstes Jahr frisch machen, da greife ich an).

Schluss, Aus, Vorbei! 73,5 km sind geschafft! Ich bin total kaputt aber zufrieden. Leiderdauert es bei mir in diesem Jahr ein Weilchen, bis ich mich zu den Anderen ins Festzeltbegeben kann (ich habe echt versucht zu schlafen). Schmiedefeld wäre aber nicht Schmiedefeld, wenn man seinen Erfolg nicht feiert. So bin auch ich noch auf der Partygelandet und habe meine Knochen mit waghalsigen Tanzeinlagen wieder in Schwunggebracht.

Leider kann ich den Lauf hier nur aus meiner Sicht schildern, da keiner der Vereinskollegenmein Tempo halten konnte. Zu erwähnen wäre hier aber noch, dass alle Athleten (auf den unterschiedlichen Strecken) das Ziel gesund erreicht haben. Auch wenn ich im Vorfeld bei Franzi und Steffi meine Zweifel hatte (17 km wandern). Heiko hat bei seinem 4. Versuch nun auch endlich die Schallmauer von 7 Stunden geknackt (bei dem Tempo hat man doch nichts von der schönen Gegend). Herzlichen Glückwunsch nochmal an dieser Stelle. Was ist wohl die nächste Herausforderung (Afrika, Nordpol, Mond, Mars)?

Und feiern konnten sie alle, wie die Fotos beweisen!

Es war wieder ein fantastisches Wochenende auf dem Rennsteig und ich freue mich bereitsauf das nächste Jahr (Ja, ich weiß, was ich Samstag gesagt habe, ich sprach im Fieber.).

In diesem Sinne: Laufen aus Freude – und immer schön genießen!

Andreas

Weiterführende Links:
Ergebnisse
Trainingsgruppen des PLCs
Laufen für Jedermann: Lauftreffs am Wochenende (offen auch für Nichtmitglieder)
Laufberichte, Infos, Videos und Bilder an laufberichte@potsdamer-laufclub.de

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