Tag 4 Läuferzehnkampf – Zieleinlauf!

Nun denn, auf ein letztes! Im Vorfeld dachte ich mir schon das es keine leichten 10000 m werden. Nach meinen Problemen auf so ziemlich allen Langstrecken des Läuferzehnkampfes, war die Hoffnung auf eine Besserung nicht vorhanden. 9 Disziplinen und 3 sehr harte Tage stecken im Körper. Die Nachbereitung vom Vorabend hat ziemlich weh getan. Das gute Essen von der Athletenparty des Vorabends muss doch irgendwie helfen. Aus meiner noch recht soliden aber schwer erkämpfen 5000er Zeit vom Vortag wurde mir also eine 10 km Zeit von 45 Minuten prognostiziert. Ziemlich schnell dachte ich mir, das laufe ich derzeit durchaus auf einem 10 km Straßenlauf, aber nach 3 Tagen Grenzbelastung? Naja, irgendwie kurz ein bisschen warmgestolpert, Steigerungen auf denen ich gefühlt nur eine Pace von 6:00 erreichte und dann ran an die Startlinie. Der Plan? Überleben! Sich irgendwie eine Gruppe suchen die eine angenehme Pace läuft. Im Hinterkopf die Pace 4:30. Los geht’s. Reinkommen, irgendwie arbeiten, Windschatten nehmen, Kraft sparen. Nach 2 km hat sich eine tolle Gruppe gebildet mit der ich einige Runden mitlaufen kann. Sven gibt mir wie abgesprochen die Durchgangszeit auf 5000 durch, 23:15. Ok, hört sich super an, weiter laufen, auch wenn es zunehmend schwer fällt. Ein gequälter Gesichtsausdruck, schwere Beine, steinharte Waden und die totale Erschöpfung zwingen mich dazu die Pace einfach voll rauszunehmen. Was mach ich jetzt? Was mache ich hier überhaupt grade? Ich denke auf km 7 und 8 tatsächlich ernsthaft darüber nach auszusteigen. Am Rande der Bahn nahezu alle Läufer, die auf 150 Metern eine Menschengasse bildeten und alle anfeuerten. Ich versuche trotz Schmerz die Zurufe und Motivation vom Streckenrand aufzufangen und irgendwie in den Lauf zu packen. Die Gruppe mit der ich zuvor locker mitlaufen konnte überrundet mich, deprimierend, demotivierend und alles andere als förderlich bei meiner Suche nach Kraft und Motivation. Die letzten 5 Runden. 2 blöde Kilometer dann ist es geschafft. Einfach nur ankommen, austraben, irgendwie die nicht vorhandenen Reserven suchen. Die Glocke! Noch eine Runde, plötzlich ist der Blick wieder geradeaus, fokussiert, gleich geschafft. Der Körper wird in den wenigen verbleibenden Sekunden schwerer und schwerer. Der Zieleinlauf, Emotionen pur, die Menschengasse jubelt, 250 Menschen feuern nur mich an. Ich bin der letzte aus meinem Rennen und laufe völlig erschöpft, verkrampft und ausgelaugt über die Zielline. Nach 49 Minuten beende ich meinen wohl anstrengendsten 10 km-Lauf den ich je absolvieren musste. Geistig und körperlich völlig weggetreten kniete ich auf dem glühenden roten Gummi der Bahn und wusste nicht so recht ob ich weinen oder mich freuen sollte. Weinen vor Schmerz oder Freude das es endlich vorbei ist. Ich brauche gute 10 Minuten für mich alleine am Rand bis ich wieder einigermaßen klar komme. Ich schleppe mich zum Trainerteam und den Läufern die mich seit Tagen begleitet haben und muss mir die Träne in meinem rechten Auge verkneifen. Erschöpfung, aber fröhliche Erschöpfung macht sich breit. Ich habs geschafft!

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Zu guter Letzt der förmliche Teil, die Siegerehrung. Ein tolles Zeremoniell bei dem alle Läufer ausgezeichnet werden. Tolle Stimmung wie auch an allen 4 Tagen ist zu spüren. Vielen sieht man die Erschöpfung an. So auch mir. Im soliden Mittelfeld meiner AK beende ich 4 Tage grenzwertiger Belastung auf denen ich vermutlich bereits am zweiten Tag all meine Energiereserven verbraucht hatte. Meinen fetten Respekt an alle Läufer, an tolle Leistungen und Emotionen.
Es erklingt „we are the champions“, die Ehrenrunde. 400 m traben, genießen, Revue passieren lassen, Schmerzen, Erlebnisse und Erfahrungen verarbeiten. Alle Athleten, Helfer, Begleiter, Trainer…was auch immer, alle sind zusammen auf der Bahn und laufen der Flagge mit der Aufschrift „L10K“ hinterher.
Ein ganz großes Dankeschön an die Organisation der Unterkunft und die sportliche vor allem aber mentale Unterstützung an Sven Balmer und Christian Löhr!
Und ein tolles Team von Läufern um mich herum, die all das unvergessen machen. Danke an Julian, Tom, Nele und Sophia. Danke an Tatti die Melonenkünstlerin, an Cornel und an Ueli. Wir sehen uns wieder! Und an meine Fahrgemeinschaft Ute und Nele 🙂 Ihr seid die Besten, Danke!

Auf dem Sportarmband an meinem rechten Handgelenk ist ein Spruch eingraviert „sich selbst besiegen ist der schönste Sieg“.
Denny

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