Laufbericht vom Rennsteiglauf 2014

Im Januar 2014 habe ich mich fest entschlossen, dieses Jahr “aufs Ganze zu gehen” und zum ersten Mal die 43,5-km-Strecke beim Rennsteiglauf zu laufen. Na ja, die ersten Gedankenskizzen zu diesem Projekt reiften eigentlich schon kurz nach dem Essen-Marathon 2013. Da ich für den Halbmarathon vorangemeldet war, fuhr ich am Freitag zunächst noch nach Neuhaus, um mich auf die Marathon-Strecke umzumelden. Erfreulicherweise musste ich weder das höhere Startgeld noch Ummeldegebühren nachzahlen, weil der Rennsteiglauf-Verein mit dieser Gratisaktion auch Kurzentschlossenen “den Sprung aufs Ganze” schmackhaft machen will.
Die Nacht im “Grünen Baum” in Schmiedefeld war wie immer kurz und beim Frühstück habe ich auch eher verhalten zugegriffen, da die Marathon-Strecke zwei kulinarische Höhepunkte bietet: Haferschleim und Schwarzbier. Letzteres wird aber erst ab Km 39 ausgeschenkt, so dass ein Aufgeben vorher nur schwer vorstellbar sein dürfte. Der Transfer von Schmiedefeld nach Neuhaus war dank ausreichend bereitgestellter Busse problemlos, unser Bus kam auch wie geplant pünktlich um 8:00 Uhr beim Gymnasium in Neuhaus an. Bis zum Start verblieb somit noch eine Stunde, um sich einzulaufen und am musikalisch begleiteten Erwärmungsprogramm (Hans aus Neuhaus und eine Blaskapelle) teilzunehmen.
Nach dem obligatorischen Schneewalzer fiel dann um 9:00 Uhr der Startschuss. Gleich nach den ersten 20 Metern war bereits ein Anstieg von gut 20 % zu bewältigen, der nicht in der Streckenbeschreibung ausgewiesen ist. Glücklicherweise handelte es sich nur um den Begrenzungswall zwischen dem Sportplatz und dem Schulhof.
Die ersten 20 Km waren mit überschaubaren Steigungen und angenehmen Gefällestrecken verdächtigt leicht zu bewältigen. Mitläufer aus Caputh meinten sogar, dass die Ravensberge da mehr zu bieten hätten. Ich war zunächst erleichtert, aber dann kamen mich doch leise Zweifel. Denn Wünsche gehen manchmal in Erfüllung – leider betrifft das meistens die, bei denen man sich später nicht erinnern kann, dass man sie überhaupt geäußert hätte.
Kurz vor dem Verpflegungsstützpunkt “Schwalbenhaupt” nämlich bildete sich eine Schlange, weil ein etwa 1 Km langer und stark abfallender Hohlweg zu bewältigen war, der mit seinen tiefen Einschnitten und den Stufen aus Wurzelwerk und losem Geröll für einen Wilhelm-Tell-Film eine perfekte Kulisse abgeben würde. Ein unverkennbar aus dem Süddeutschen stammender Läufer bemerkte dazu erstaunt: “Des habns die hier a?”.
Nach dieser alpinen Einlage folgte ein etwa 15 Km langer Abschnitt, bei dem die Streckenbeschreibung eigentlich nur auf den steilen Anstieg beim Burgberg etwas detaillierter würdigt. Offenbar erfahrenere Mitläufer hörte ich jedoch vom “langen Kanten über Kahlert” raunen, der kein Ende nehmen würde. Dieser Streckenabschnitt bietet den dann gut eingetretenen Läuferbeinen nämlich auch noch subtile, weil schön lang gezogene Anstiege, denen steile Abstiege folgen und wenig Hoffnung für Erholung aufkommen lassen. Warum denn auch… Der vierte Becher Haferschleim am “Dreiherrnstein” bei Km 35 war jedenfalls gut verdient.
Richtig feierlich wurde es am Ortseingang von Frauenwald beim oben schon erwähnten letzten Verpflegungspunkt. Am ersten Zelt versah ein mit einem Stempel ausgerüsteter Streckenposten alle Startnummern mit dem Aufdruck, dass man den Höhenluftkurort Frauenwald passiert hat und somit auch für die Zielwertung zugelassen ist. Erst danach gab es im letzen Zelt den Gerstensaft, getreu dem Grundsatz: Dienst ist Dienst und Bier ist Bier (Schnaps war nicht im Angebot).
Die letzten Km nach Schmiedefeld verliefen meist bergab. Kurz vor dem Ortseingang rief mir noch eine Streckenhelferin – deren Stimme und Statur jeder Marktfrau zu Ehre gereicht hätte  – zu, dass ich nur noch den “sch… Berg” (sic!) zu bewältigen und es dann geschafft hätte. Der Weiheakt in Frauenwald und solche Ermunterungen lassen einem doch fast Flügel wachsen. Den letzten Auftrieb verlieh mir dazu noch der überwältigende Empfang meiner Mitstreitern an der Fleischerei im Ortskern. Mit dem habe ich nicht gerechnet, da ich mangels Uhr kein Zeitgefühl besaß (aber auch nicht fragen wollte) und davon ausgegangen bin, dass ich wohl schon mehr als 6 Stunden unterwegs gewesen bin. Noch einmal ganz herzlichen Dank an Euch.
Der letzte Anstieg zum Ziel auf dem schönsten Sportplatz der Welt beschreiben meine Erinnerungen nur noch als einziges Schweben. Mich beschleicht überhaupt der Verdacht, dass das Gedächtnis dem Lauferlebnis mit jedem vergehenden Tag mit eine weitere Blumengirlande hinzufügt. Auf alle Fälle bin ich mit meiner Zeit von 5:50 Stunden mehr als zufrieden, da ich unter 6:00 laufen wollte und unterwegs an der Erreichung dieses Ziels mehr als einmal gezweifelt habe.
Den Organisatoren und Helfern haben sich auch dieses Jahr wieder sehr viel Mühe gegeben, dass der Rennsteiglauf für viele ein unvergessliches Erlebnis sein dürfte. Ich bin für die Erfahrung dieses Laufes dankbar und werde den Rennsteiglauf auf der Marathonstrecke sicherlich noch einmal laufen (dann aber wesentlich mehr Bergtraining betreiben).

Jean-Luc Gerlach

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