Courir pour le plaisir (Medoc-Marathon 2013)

Ein Quartett des PLC’s (Franzi, Daniela, Detlef und ich) brachen nach Frankreich auf, um unserem Vereinsmotto “Laufen aus Freude” nach zu spüren. Das Ziel war der 29. Medoc-Marathon, der durch die Weinanbauregion in der Nähe von Bordeaux führt. Wir waren mit “ReiseZeit” unter der fachkundigen Leitung von Eckard Krause – vielen Dank für deine individuelle Begleitung, vor allem für den besonderen Besuch in Chateau de la Croix, aber dazu später. Das Busunternehmen “S. Wilhelm” mit den Fahrern Werner und Rene sorgten für die sichere Fahrt und das Ablesen unserer Wünsche von den Lippen und der prompten Erfüllung – vielen Dank dafür.
Der Weg war weit und so waren wir nach 2 Tagen Busfahrt mit einer Übernachtungsunterbrechung endlich in Bordeaux und heiß darauf unsere Beine wieder zu gebrauchen. Bei einem ausgiebigen abendlichen Bummel bei sommerlichen Temperaturen verschafften wir uns eine kleine Vorstellung von der bezaubernden Altstadt. 2007 bewarb sich Bordeaux als Kulturhauptstadt Europas und in diesem Rahmen wurde die Altstadt aufwendig saniert.

Am nächsten Tag fuhren wir zur Marathonmesse nach Pauillac und besichtigten den Start- und Zielbereich auf der Promenade. Wir nutzen die Nähe des Atlantiks zu einem kleinen Abstecher in den Badeort Lacanau-Ocean. Das Meer hatte sich gerade zurückgezogen, aber wir ließen es uns nicht nehmen und stürzten uns in die doch gewaltigen Wellen. Das Baden war nur in einem sehr schmalen Korridor erlaubt und wurde von 2 Rettungsschwimmern überwacht. Ihnen trieben wir wohl die Schweißperlen auf die Stirn. Sie fordern uns mit Trillerpfeifen immer wieder auf, nicht zu weit rauszugehen und sie mussten nach jeder Welle die Köpfe durchzählen. Später verstanden wir, warum die Rettungsschwimmer so auf unser Wohl bedacht waren. Nach vielen Sprüngen in die Wellen, merkten ich meine schwindenden Kräfte und die Orientierung lies nach. Nach dieser Kraftraubenden Unternehmung stärkten wir uns mit Baguette, Käse, Salami und Wein. Wir lebten wie “Gott in Frankreich Teil I”. Wir genossen den Wind, das Rauschen des Meeres und gaben uns unseren Träumen hin. Es roch nach Urlaub. Später fanden wir uns in einem Restaurant ein und schlemmten bei einem typisch französischen Menü mit Salat, Hauptgericht, Dessert und Kaffee. Dazu gab es reichlich Weiß-, Rotwein und Rose zu trinken. Leben wie Gott…II.
Auf der Rückfahrt war die Stimmung ausgelassen. Es wurden Gassenhauer mitgesungen.
Der Lauftag begann schon um 4.30 Uhr. Nach einem “typischen” Läuferfrühstück mit Kaffee, Jogurt und Baguette, ging es 6.15 Uhr in Richtung Paulliac. Die Spannung wuchs. Der Medoc-Marathon rühmt sich als größter Wein- und Kostümmarathon. In diesem Jahr war das Thema: Sciencefiction. Schon im Bus konnten wir in unserer Gruppe die verrücktesten Kostüme bewundern. Franzi, Detlef und ich starteten als Außerirdische – danke Franzi für das Nähen – und Daniela als Pippi Langstrumpf. Detlef merkte erst bei km 29, dass sie zwei verschiedene Socken an hat. In Paulliac angekommen, kamen wir aus dem Staunen über die fantasievollen Kostüme nicht mehr raus. Und über die Frage ins Grübeln, wie kann man mit manchen Kostümen 42 km zurücklegen? Nicht verkleidete Läufer waren in der Minderheit. Die Startaufstellung fand in entspannter Atmosphäre statt. Bei dem Marathon ist die Läuferzahl auf 8500 begrenzt und es gibt keine Startblockeinteilung. Der Lauf nimmt vor allem in Asien an Popularität zu und so waren die drittmeisten Starter die Japaner, hinter den Österreichern und den Deutschen. Der Veranstalter lässt sich als Auftakt immer etwas Besonderes einfallen. In diesem Jahr waren es vier “Trapezkünstler”, die an riesigen Ballons schwebend über den Läufern artistische Übungen vollführten.

… trois, deux, un! Endlich ging es los und die bunte Karawane setzte sich in Bewegung. Den ersten Km absolvierten wir in 8 min. Damit war unser Schnitt vorgegeben. Wir wollten die 30 km Marke bei 4 h durchlaufen, um genügend Zeit für die letzten km zu haben und in der vorgegebenen Zeit von 6.30 h das Ziel zu erreichen. Sicherlich schmunzelt ihr jetzt, aber unser Plan war trotz sehr guter Trainingsvorbereitung nicht so einfach umzusetzen. Bei km 2 wurde das Chateau Grand Puy Lacoste angelaufen und damit der erste Verpflegungspunkt. Beim Chateau Batailley beim km 4, gab es dann den ersten Wein zu verkosten. Ahnt ihr die Herausforderung? Auf der ersten Teilstrecke war die Chateaudichte bei 2 km. Später verringerte sich der Abstand und wir hatten das Gefühl, uns nur von Chateau zu Chateau zu bewegen. Neben der guten Bewirtung wurden unsere Ohren noch mit Musik verwöhnt. 31 Bands spielten an der Strecke zum Tanz auf. Unsere Augen wurden mit schönen Blicken auf die Landschaft mit den Weinfeldern und den Chateaus begeistert. Einige besondere Chateaus luden zu einem Gruppenfoto ein. Weiterhin wurden unsere Blicke immer wieder von den Kostümen eingefangen. Ganze Gruppen waren einheitlich verkleidet. Aber nicht nur Kostüme zogen die Blicke auf sich, sondern auch ein Ufo, welches mitgezogen wurde, ein Glassarg mit Schneewittchen, eine Straßenwalze, Schubkarren mit abenteuerlichen Füllungen usw. Bei soviel schauen, hören, trinken und essen kann man schon mal schnell die Uhr aus dem Blick verlieren. Die Strecke führte auf Straßen und Feldwegen durch die Weinfelder. Unterwegs war es ein lockeres Laufen, nur in den Chateaus kam es zur Klumpenbildung, weil die meisten Läufern den Verführungen nicht widerstehen konnten. Wir wollten und warteten immer nach jeder Verpflegung auf einander. Einige Läufer konnten doch den Versuchungen widerstehen, und so überholten wir eine Policebox, eine ältere Frau, die den Zermattmarathon gelaufen war, eine Japanerin im Kimono, gefühlte 50 Mal. Zu Anfang hielt ich mich mit der Weinverkostung zurück, weil ich Bedenken hatte, dass der Alkohol gleich in die Beine geht und es dann bald vorbei ist. Trotz all des Spaßes wollten ja die 42 km gelaufen werden!

Im Chateau Pontei-Canet trafen wir dann auf unsere Mitreisenden, die nicht liefen. Sie sind dort hingewandert und hatten bei guter Musik ebenfalls viel Spaß. Nachdem sie alle aus der Gruppe angefeuert hatten, konnten sie in Ruhe zum Zielbereich zurückschlendern und uns dort in Empfang nehmen.
Im Chateau Rothschild bei km 26,5 besichtigten wir die Oldtimersammlung der Familie. Bei 3.50 h passierten wir km 30 und lagen voll im Plan. Nun konnte der “gemütliche” Teil des Laufes beginnen. Ab jetzt war jeder Weinstand unser und mit steigendem Alkoholkonsum steigerte sich der Spaßfaktor.
Die Bewohner der Gegend genossen sichtlich das Spektakel. Bei den Verpflegungspunkten half Jung und Alt enthusiastisch mit und auf der Strecke waren viele Tafeln aufgebaut, wo die Einheimischen schlemmten und das bunte Geschehen verfolgten. Im Chateau Marquis de St. Estephe gab es dann kein Halten mehr. Zu einer Brassband die “griechischer Wein” intonierte, kam es zu Verbrüderungsszenen zwischen den Nationen. Wir genossen den Rotwein aus Glaskelchen die dann wieder liebevoll abgewaschen und abgetrocknet wurden.
Im Chateau Tronqoy Lalande lockerten wir unsere Muskulatur bei einem kleinen Tänzchen und genossen die Aussicht auf die Weinberge und den Fluss Gironde bei einem Gläschen Wein. Das Chateau Montrose bei km 36,5 war dann das letzte von gefühlten 100 Chateaus die wir durchlaufen waren. Es waren dann gezählt doch nur 33. Aber nun ging das Schlemmen erst richtig los. Bei km 37,5 kam der Austernstand. Dort wurden frische Austern zu einem trockenen Weißwein serviert. Nach 20 min und 16 Austern, drei Gläsern Wein trennte ich mich schweren Herzens von diesen Köstlichkeiten, um 2 km später bei Grillfleisch und Chips zu verweilen. Bekanntlich schließt die französische Nation ihr Essen mit Käse ab. So fehlte dieser Stand auch nicht. Dazu wurde ein gut gekühlter Rose und Trauben gereicht. Leben wie Gott… III.
Nun wurde unser Schritt aber langsam schwerer und die Zeit drückte. Dies hinderte uns nicht, noch das angebotene Eis zu nehmen. Bei km 42 noch ein Gruppenfoto und dann hieß es flinke Beine. Die letzten 100 m legten wir Hand in Hand auf dem roten Teppich zurück. Die Uhr blieb bei 5:49:35 h stehen. Da sind wir gerade so unter den 6.30 h geblieben. Als Belohnung für die “Qualen” gab es eine schöne Medaille, einen Rucksack und eine Flasche Rotwein aus der Region.

Soviel Freude hatte ich noch bei keinem Lauf! Den anderen Läufern ging es wohl ähnlich, wenn ich in ihre Augen schaute.
Alle Teilnehmer aus unserer Gruppe schafften den Marathon in den 6.30 h, manche etwas ambitioniert und viele ganz gelassen.
Nach einem gemütlichen Abend in den zahlreichen schönen Lokalen von Bordeaux ging es am nächsten Tag nochmals auf die Halbinsel Medoc zu dem Chateau de la Croix. Dieses Weingut wird in der 5. Generation von Stephanie und ihrer Familie geführt. Bei einer Weinwanderung erfuhren wir viel Wissenswertes über den Weinanbau in der Region und in der Vinothek über das Keltern des Weines. Die Weinherstellung ist eine Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne. Bis vor 4 Jahren wurden die Trauben noch von spanischen Wanderarbeitern gepflückt. Nun übernimmt dies eine Maschine, die dies schneller und in besserer Qualität erledigt. Damit geht ein Stück Kultur verloren, weil es mit den spanischen Arbeitern immer schöne Feste gab, wie die Familie etwas wehmütig erzählt. Nach der Wissensvermittlung kamen wir zum praktischen Teil des Tages – der Weinverkostung. Leben wie Gott … IV, wurde mit einem Aperitif aus Brombeerlikör und frischem Rotwein des Jahrganges 2012 eingeleitet. Dazu gab es kleine Häppchen mit Lachs und Oliven. Der zweite Gang bestand aus einer Pastete und marinierten Tomaten. Dazu wurde eine Rose gereicht. Nach kurzem Atem holen wurde ein frischgegrilltes Rindersteck zu Rotwein serviert. Wir probierten die Jahrgänge 2009-2011. Nach der Kostprobe mussten wir mit unseren Busfahrern über die Zuladung im Bus verhandeln, da die Begeisterung für den Wein groß war. Das Menü wurde durch 3 Sorten Käse und einem Stück Apfeltart abgerundet. Beim einem Weinquiz genossen wir noch die Sonnenstrahlen und probierten immer wieder den Wein, um den besten Jahrgang herauszufinden. Weinseelig und schweren Herzens verabschiedeten wir uns von der französischen Gastfreundschaft und machten uns auf die lange Heimreise.
Unser Dank gilt nochmals “ReiseZeit”, dem Busunternehmen “S. Wilhelm” und den Organisatoren vor Ort für ein unvergessliches Lauferlebnis.
Bei Brot und Wasser geht es nun wieder ans Trainieren.

Au revior!

Euer Matthias

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