Ich bin ein Marathoni
Die vier Wochen vor dem Marathon konnte ich gut trainieren. Ich habe mich fast an das Trainingsprogramm von Detlef und Hubi gehalten und die beschriebenen Flügel sind mir wirklich manchmal gewachsen. Ein gutes Gefühl war es, wenn ich beim Training mit der sonst schnelleren Trainingsgruppe mitgehen konnte und die langen Läufe keine Quälerei mehr waren, sondern locker von der Sohle gingen. Bei meinem letzten langen Lauf traf ich in den Gubener Wäldern – in meiner Heimat – die Gubener Lauflegende Siegfried Primke. Er läuft mit 73 Jahren immer noch Marathon und vor allem vorne mit. Vor zwei Jahren war er Deutscher Meister in seiner Altersklasse. In diesem Jahr will er wieder in München nach der Krone greifen. Er war froh, in mir für diesen Trainingslauf eine Lokomotive gefunden zu haben und sprach mir Mut für meinen ersten Versuch zu. Siegfried ich drücke dir die Daumen! In der letzten Woche sollte ja noch etwas regeneratives Training angesagt sein. Bei der ersten Trainingseinheit wunderte ich mich über einen ungewöhnlich hohen Puls. Im Laufe des Tages fühlte ich mich auch nicht besonders wohl. Sollte mich nun auf der Ziellinie doch noch eine Erkältung erheilen oder war es nur die Aufregung vor dem näher kommenden Ereignis. Jetzt noch eine Erkältung wäre wirklich sehr ärgerlich, da ich die ganzen 8 Wochen ohne große Probleme gut überstand. Bei meiner letzten Trainingseinheit war der Puls wieder in Ordnung und meine Zuversicht wuchs, dass es doch nur die Aufregung war. Am Sonnabend absolvierte ich noch eine kleine Runde durch den Neuen Garten und fühlte mich gut. Also, es konnte losgehen und nun wollte ich auch endlich los laufen.
Meine größte Sorge für den Lauf war der Klogang. Bei den letzten langen Läufen musste ich immer in den Wald abbiegen und darauf hatte ich nun in Berlin keine Lust. Ich wälzte die einschlägige Lektüre, wie ich dem Problem aus dem Weg gehen könnte. Ich entschied mich für einen Einlauf nach dem Frühstück und 2 Kohletabletten. Eine Variante die ich mir selber ausdachte. Leider ging sie nicht ganz auf. Als ich am Hauptbahnhof in Berlin ankam, rumpelte es kräftig in meinem Magen. Die Bahnhofstoilette war natürlich vollkommen überfüllt, da hätte ich wohl ewig gewartet. Meine Rettung war ein kleines Hotel gleich neben dem Bahnhof und damit war das Problem erledigt. Nun reihte ich mich in den Strom der Tausenden ein, gab meinen Kleiderbeutel ab und fand noch Zeit mich warm zu laufen. Ich hatte ein richtig gutes Gefühl und
konnte es nun nicht mehr erwarten endlich loszustarten. Ich genoss die letzten Minuten in der Läuferschar bei großem Sprachgewirr. Mit einer Gänsehaut sah ich die Luftballone in den Himmel steigen und wusste, nun will ich die 8 Wochen Training krönen. Ich ging es sehr verhalten an. Mein Ziel war es ja, eine Zeit von 3:45 h zu schaffen und deshalb begann ich die ersten Kilometer mit einer 5:20 min. Weil es sehr gut lief, musste ich mich immer wieder bremsen und mir sagen, der Weg ist noch lang. Das Berliner Publikum war sehr beeindruckend im Erfindungsreichtum, die Läufer zu motivieren. Ich hätte zwischendurch auch noch mein Frühstück aufstocken können. Es machte wirklich Spaß, bei dieser Kulise zu laufen. Bei km 20 bekam ich dann einen Hänger. Nun war wohl das Frühstück verbrannt und die Einladung hatte ich ausgeschlagen. Ich versuchte es mit einer Gelkugel von Power Bar. Das rette mich ein wenig. Der Puls wurde immer höher und ich bekam doch Zweifel, wie ich den Rest durchhalten soll. Bei km 27,5 sackte ich dann 3 x Power Gel ein und an der nächsten Erfrischungsstelle spülte ich das Erste mit reichlich Wasser runter. Kurz danach ging der Puls wieder runter und ich fühlte mich gut. Nun wuchsen mir Flügel und meine km Zeiten wurden immer schneller. Immer mehr Läufer kamen mir entgegen und ich fühlte mich richtig gut. Bei km 38 standen Freunde mit ihren Trommeln – vielen Dank Bernd und Heidi – und sorgten für die letzte Motivation. Bei km 40 überholte ich Jan und wollte ihn mitnehmen, aber er war stehend k.o. Die letzten km flogen dahin und das Brandenburger Tor kam näher. Durch das Tor durch zu laufen, war ein erhebendes Gefühl und die Begeisterung der Zuschauer trug mich ins Ziel. Dort blieb meine Zeit bei 3:36:04 h stehen und ich war total happy. Dies war für mich ein gelungenes Marathondebüt und ich ahne, dass es nicht mein Letzter gewesen sein wird. Dieser Berlin Marathon hat mir wirklich Freunde gemacht und vielen Dank an Alle, die mich dabei unterstützt haben.
Matthias Beutke
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