Velothon Berlin (10.06.)
Mit nur 500 Rennrad-Kilometern in den Beinen habe ich es gewagt am Sonntag die
120 km-Strecke in Angriff zu nehmen. Ausdauer hat man als Läufer sowieso und den
Feinschliff holte ich mir in der Vorwoche mit einem 72 und 52 km “Ausritt”.
Und da stand ich nun in der Straße des 17.Juni und wartete 45 min auf meinen Start
aus dem Startblock “F”. Aufgeregt wie eine Tüte Mücken, erwartungsvoll, etwas angespannt und mit einer sogenannten Pionierblase (immer bereit…). Ja ja. Mein Arbeitskollege, ein erfahrener Pedaltreter beruhigte mich immer wieder. “Wir fahren ganz ruhig los”… Und zack ging es auch schon los. Das klacken beim einrasten der Klickpedalen, die Schaltgeräusche und das surren der Reifen auf dem Asphalt – cool.
Nach drei Kilometern erstes wahrnehmen, nach einsortieren, konzentrieren und dem
neuen Erlebnis in einer Gruppe mitzufahren. Ich schau auf meine Uhr, WAS? 42 km/h???
“Ähm Carsten, wollten wir nicht langsam…”, keine Zeit denn der war schon wieder am überholen. Ich muss hinterher. Und im Spandauer Damm fahren wir zu einer größeren Gruppe auf. Es rollt super. Wie im Sog, locker tretend. Meine Uhr sagt 39 km/h. Es fühlt sich gut an. Alleine im Wind kam ich kaum über 31 km/h im Schnitt. Unglaublich. In der Havelchaussee dann bremsen, das Feld stockt. Ein Fahrer ist gestürzt und lag mit Schmerzen auf der Straße. So ein Käse. Hoffentlich passiert mir das nicht denkt man gleich. Aber die Disziplin im Feld ist beeindruckend. Gut das mein Kollege mir vorher noch die Handzeichen der Fahrer erklärte. Dann kam auch schon die größte Erhebung des Rennens,
der Grunewaldturm. Selbst hier flog man fast hoch, wo ich sonst schnaufend oben ankam.
Nach der Havelchaussee und quer durch Zehlendorf kamen wir in Teltow an. Was, schon
knapp 30 km? Von meinen Beinen kam kein Protest und es war alles so aufregend. Vorbei
an langsameren Gruppen, dann wieder Windschatten suchen, dann zog eine Gruppe an
uns vorbei – immer was los. In Teltow jubelte Muttern, in Stahnsdorf ein Freund. Ein tolles
Gefühl. Nach Ruhlsdorf ging es über die Dörfer. Hier war es gut eine Gruppe zu finden um schön den Windschatten zu genießen. So etwas nennt man bei Fahrern “lutschen”. Ich lutschte mich also so durch. Kurz vor Ludwigsfelde riss dann ein Loch in unsere Gruppe. Ich weiß nicht was mich da geritten hat, aber ich ging links raus und zog an. Mein Kollege war in der vorderen Gruppe und da musste ich hin. Und geschafft, toll. Meine Beine meckerten zwar, aber nur kurz. Jetzt war Zeit für einen Riegel. Kaum verputzt ging es schon mitten durch Ludwigsfelde. Die Stimmung wieder klasse. Danach rauf auf die doppelspurige B101 in Richtung Berlin. Ob es am Riegel oder am angehäuften Adrenalin in meinem Körper lag weiß ich nicht, aber ich war super drauf. Ich fuhr ganz vorn. Vorbei an mehreren Gruppen. Bis Carsten bemerkte ich sollte auch mal die anderen in den Wind lassen. Stimmt, diese verdammten Lutscher hatten sich zu Hauf an mein Hinterrad gehängt…
In Berlin zurück waren es nur noch gut 25 km. Auf teilweise grottenschlechten Straßen ging es dann über den Flughafen Tempelhof in Richtung Zentrum. Beeindruckend ist das schon auf dem ehemaligen Flughafen. Aber auch Oberbaumbrücke, O2-World und Ostberlin auf gesperrten Straßen zu erleben ist klasse. Die letzten Kilometer liefen wie am Schnürchen. Beine gut, noch immer euphorisiert und kurz vor dem Ziel kann man noch einmal genießen. Aber ohne das Tempo zu vernachlässigen, natürlich! Und fast wie aus dem Nichts kam die Siegessäule auf uns zu.
Schade. Auf der Zielgeraden noch großes abklatschen und winken. Und was für eine Zeit.
Ich traute meinen Augen nicht: 2:57:32 Stunden. Unter drei Stunden. Das ist ein Schnitt
von ca. 40 km/h – wow!
Ein tolles Erlebnis ging zu Ende. Ich wurde nicht Letzter, kam über die angepeilten 32 km/h,
die Defekthexe hat mich verschont, kein Sturz und eine Portion Stolz gesellte sich zu mir ;-).
Liebe Läufer, wer mal eine Herausforderung außerhalb des Laufens sucht – das wäre was!
Ganz echt!
Andreas
Weiterführende Links:
Lauftreff 2000