„Bella Italia“ und die Cabriolen einer Versuchung
Hallo liebe Lauffreunde, hier nun endlich mal ein Bericht von Gerd und seinem
“Doppelpack” die der Versuchung wirklich nicht widerstehen konnten im Jahr 2011 einen Marathon zu laufen.
Kurz zur Vorgeschichte:
Ende des Jahres 2010 hatten wir die Eingebung, ach lasst uns doch mal gemeinsam kommendes Jahr einen Marathon laufen. Beseelt von den Gedanken endlich mal den ersten Marathon zu laufen durchstöberte Sybille das Internet und fand einen Lauf der mich und auch Carola – für alle die es noch nicht wissen sollten es ist die Schwester von Sybille – oder auch umgekehrt, begeistern sollte.
Die Versuchung hieß “Lake Garda Marathon” und sollte am 09.Oktober 2011 stattfinden.
Bekanntlich ist ja auch zu dieser Jahreszeit am Gardasee meistens immer noch tolles Wetter und das Streckenprofil stellte sich zumindest im Internet als ziemlich flach dar. Über die Landschaft braucht man wohl kaum Eindrücke zu vermitteln für alle die bereits am Gardasee waren – immer wieder einfach toll -.
Immer dieses Ziel im Visier begannen wir rechtzeitig mit den Vorbereitungen um das Erlebnis Marathon auch als ein solches werden zu lassen.
12 Wochen lang diszipliniertes und zeitaufwendiges hartes Training, bei allen Wetterbedingungen, sollten ausreichen.
Eine Verletzung hat für mich dann nach 4 Wochen Training die Versuchung zu einer Illussion werden lassen.
Aber als vernünftiger und fairer Freizeitsportler weiß man das die Gesundheit im Vordergrund steht und man sich dann darauf konzentriert die anderen, mit denen man die Versuchung angefangen hat, optimal zu unterstützen. So wurde ich dann faktisch für den Rest der Vorbereitungszeit für Carola und Sybille ihr “Personal-Trainer”, der immer mit “allwissenden Ratschlägen” und natürlch auch als “Wasserträger” ihre langen Läufe per Fahrrd begleitete.
Mein Fazit für die Beiden nach 12 Wochen Training, top Form und ungezügelte Motivation.
So traten wir dann am 07.Oktober die Fahrt per PKW Richtung Italien an.
Nach knapp 10 Stunden Fahrzeit konnten wir unser Appartement in Malcesine in Beschlag nehmen. Das Auto konnten wir in der hauseigenen “Tiefgarage” abparken – ich erwähne es deshalb, weil uns diese Garage noch ärgern sollte.
Bei tollem Wetter Sonnenschein und angenehmen Temperaturen holten wir dann in Limone, dem Startort, unsere Unterlagen ab.
Der Inhalt des Starterpaketes war neben Startnummer und Zeitchip auch mit einem tollen Funktionsshirt und anderen wichtigen Informationen (alles auf italienisch) für den Anmeldepreis von 38,00 € gut gefüllt.
Da wir am Tag des Laufes mit der Fähre von Malcesine nach Limone shippern mussten und die gesamte Laufstrecke für den Verkehr gesperrt wurde wollten wir ausprobieren wie lange man zu Fuß vom Quartier bis zur Fähre an Zeit braucht. Im Internet war die Entfernung von der Unterkunft bis zum Zentrum von Malcesine mit1,5 km angegeben.Tatsächlich waren es aber ca. 3 km und zu Fuß rund 40 min gemütliches Gehen.
Nachdem wir uns dann entschlossen morgens nicht zu Fuß zur Fähre zu wandern, sondern ich sollte die Mädels dann mit dem Auto um 06.30 Uhr zur Fähre fahren und sie dann im Zielort frenetisch zu empfangen, begannen dann für die Beiden die abendlichen Vorbereitungen, welche mit flauem Gefühl im Magen und plötzlicher Nervosität begleitet wurden.
Diese Unruhe steckte mich dann doch etwas an, denn es sollte ja auch alles perfekt laufen. Also kam mir per Eingebung, von wem auch immer, der Gedanke schau doch noch mal nach dem Auto in der Tiefgarage damit du in der Enge auch gut wieder herauskommst und was soll ich Euch sagen ? Plötzlich stand mein Auto total zugeparkt von einem Fahrzeug deren Kennzeichen mit B-… beginnt und ich hatte null Chance den Fahrer ausfindig zu machen.
Diese Hiobsbotschaft ließ die Unruhe noch mehr aufkommen, denn wir mussten dann morgens tatsächlich um 06.00 Uhr losgehen um die Fähre nach Limone zu erreichen.
Die Nacht so recht und schlecht überstanden machten wir uns dann zu besagter Zeit auf den Weg.
Vom schönen Wetter des Vortages wenig zu spüren, Temperaturen um die 5 Grad und ein plötzlicher Wind welcher die Wellen des Gardasees richtig hoch schlagen ließ.
Oh Gott dachte ich, wenn das so den ganzen Tag anhält wie wollen dann die 2 ins Ziel kommen, in mir kamen Zweifel auf, besonders wegen Sybille, da es doch ihr “Erster” werden sollte, um Carola machte ich mir diesbezüglich weniger Sorgen, denn wer sie kennt weiß auch, dass bei Ihr vor dem Start immer große Zweifel aufkommen, Sie aber dann das Rennen für sich optimal gestalten kann, aber ob das dann bei solch einem Wetter auch noch funktioniert …???
Also war meine Aufgabe sie bis zum Startschuss um 09.30 Uhr bei guter Laune zu halten und die ihnen buchstäblich ins Gesicht geschriebene Nervosität zu nehmen und keine “Dixies” zu sehen.
Dann erfolgte pünktlich um 09.30. Uhr der Startschuss und das Feld der knapp 1000 Marathonis setzte sich in Bewegung Richtung Malcesine und mitten im Starterfeld zwei blaue PLC-Laufshirts und die einzigsten Potsdamerinnen.
Den Lauf an sich kann ich jetzt leider nur von den Erlebnissen von Carola und Sybille schildern, da ich ja wieder zum Zielort shipperte.
Die ersten 8 km nach Riva del Garda ging es durch Tunnel und permanent bergab bei heftigem Gegenwind der sich in den Tunneln wie in einem Windkanal noch bündelte, was die Muskulatur und die Gelenke spüren ließ.
Aber dann kam eine relativ ebene Laufstrecke durch die Wein-, Apfel und Obstplantagen in der Region um Arco bis Tobole, die Sonne kam über die Berge und die Temperaturen gestalteten sich optimal fürs Laufen, trotz wechselnden Windes der nicht nachlassen wollte.
Wer als Läufer keinen “Tunnelblick” hat wurde auf dieser Strecke mit einer zauberhaften Landschaft beglückt und motiviert.
Dieser Streckenabschnitt sollte auch von der Renngestaltung und -gefühl der optimalste werden. Bis km 30 – 32 hatten beide ein sehr gutes Gefühl und sie lagen auch von der Zeit her voll in ihrem sich selbst auferlegten Limit. Carola so bei 5,19 er Schnitt und Sybille bei 6 er Schnitt.
Doch dann sollte es noch einmal richtig heftig werden. Mittlerweile kletterten die Temperaturen immer höher und ein ca. 2 km Tunnellauf ließ von der Schwüle her im Tunnel nichts Gutes für die letzten 8 km ahnen.
Aus dem Tunnel raus knallte auf einmal die Sonne mit ihrer unbarmherzigen Stärke und das Schlimmste, es ging jetzt immer nur bergan und das sollte sich bei 29 ° C bis zum Ziel so fortsetzen.
Aber wer die Beiden kennt, weiß das sie nicht aufgeben wie so manch einer auf der Strecke, der sich sein Tempo nicht richtig eingeteilt hat und dann bergan zum Gehen verurteilt war.
Getrieben von dem Gedanke du hast es bald geschafft und der Tatsache das sie einen nach dem anderen vor sich laufenden “Mann” oder auch “Frau” wieder die Hacken zeigen konnten, welche in der ersten Hälfte des Laufes noch stolz an ihnen vorbeizogen und den vielen motivierenden und begeisterten Zurufen der Zuschauer am Rande der Strecke, wie “Respekt”, “Grandios” oder “Bravo Signora” und dann natürlich auch meinem frenetischen anfeuern mit Rassel und kurzem stückweiten mitlaufen sollten ihnen noch Flügel für die letzten Kilometer wachsen lassen.
So bewältigten die Beiden dann das Rennen durch Malcesine bis ins Zentrum der Altstadt mit einem unglaublichen Endspurt und einem glücklichen Hüpfer vor der Zielgeraden um dann im Ziel glücksstrahlend ihre Finnishermedaillen umgehängt zu bekommen.
Ihr beider Fazit, trotzt der ganzen Cabriolen im Vorfeld und auf der Strecke und der Schwere des Rennens – ein toller Lauf – welcher durch die Landschaft und der guten und herzlichen Betreung an der Strecke und auch im Ziel durch die italienischen Organisatoren und Helfer am Ende doch ein bleibendes Erlebniss wurde.
Es sei noch anzumerken, dass bei allen die GPS-Uhren 1 km mehr anzeigten und die Zeit am Ende für Carola mit 3:53,34 und für Sybilles “Ersten” 4:20,07 doch respektabel sind.
Die gelungene Versuchung am Gardasee fand dann am Abend auf der Terasse und bei herrlichem Sonnenuntergang bei einem Gläschen italienischen Wein ihren schönen Abschluss.
P.S. Im kommenden Jahr wird am 14.10.2012 der 6. Lake Garda Marathon gestartet und es werden dazu auch noch 30 km und 15 km angeboten, vielleicht liese sich dies ja durchaus als Gruppenversuch(ung) gestalten.
Jetzt noch 1 Woche die herrliche Gegend genießen und relaxen.
Also bis bald und viele Grüße an alle aus dem Verein von Gerd,Carola und Sybille.
Weiterführende Links:
Lauftreff 2000