Zahlreiche Hohe Berge und ein Platter Reifen …DTM Eibenstock – der andere Laufbericht

Es begann wie so oft …
“Schatz, du könntest doch eigentlich mal wieder mit dem Rad und so….”
Keine vier Wochen her, da lief sie läppische 28 km an der Müritz und scheuchte mich mit dem Rad ganz rum – und nun das…
“Guck doch mal hier, Drei-Talsperren-Marathon in Eibenstock – ich laufe da nen Halbmarathon und für dich haben die auch was – Mountainbike 50 oder 100 km”
“Na ja, die 50 könnte ich schon machen – immerhin mit 1100 Hm”.
“Die ham aber auch 100!! …ich meine ja nur”!!
Das MTB – Radeln ist für mich nur so ne Schlechtwettervariante für mein Tria-Radtraining, nicht wirklich ambitioniert, nicht wirklich in den Bergen und schon gar keine Wettkämpfe – also alles Neuland – ich freute mich auf das neue Erlebnis.
Der Start am Samstag 10.00 Uhr bei herrlichstem Herbstwetter, leicht morgenfrisch mit viel Sonne – das wird ein schöner Tag.
Die Startaufstellung – wie bei jeder Laufveranstaltung – alle drängeln sich vorne rein – die letzten steigen seitlich über die Absperrungen – nur hat hier jeder sein Bike dabei.
“Das geht doch niemals gut!” – Doch ging es – obwohl bereits der erste km mitten durch die Stadt mit einer halsbrecherischen Abfahrt begann.
Meine Bergerfahrungen sind wirklich bescheide sowohl up- als auch downhill, mal abgesehen von gelegentlichen Überquerungen einer Eisen- oder Autobahnbrücke im ansonsten platten HVL. Stellt euch einhundert oder mehr Eisenbahnbrücken aneinandergereiht vor und bei den letzten ist noch die Brücke eingerissen und ihr müsst den Bahndamm hoch.
Zum Aufwärmen ging´s gleich mal ca. 8 km stetig bergan. Anfangs noch zuversichtlich – “och, ist doch gar nicht sooo schlimm,” merkte ich immer deutlicher, wie unterhalb der Gürtellinie langsam aber stetig jeder Muskel im Laktat ersoff.
Vielleicht war ich auch einfach noch zu platt von der mörderischen Lauftreffradtour eine Woche zuvor. Von Superkompensation jedenfalls keine Spur, nur Schmerzen!
Aber der Berg war noch lange nicht fertig mit mir. Er wollte mich leiden sehn und er wollte die größte Schmach – absteigen und schieben. Aber den Gefallen tat ich ihm nicht! Noch!
Erst später erkannte ich meinen fatalen Irrtum, der erste lange sollte mich nur mürbe machen, weichklopfen, auslutschen für seine zahlreichen Brüder und Schwestern weiter hinten.
Aber zuvor schlug noch der Pannenteufel zu. Auf einer lang abfallenden Rennstrecke, liebevoll mit Feinsplitt abgestreut, fühlte sich mein Rad plötzlich schwammig an – das kann nur eins bedeuten – Schei…Platten. Aber ich war an der Stelle nicht allein. Zu dritt fluchten und pumpten wir um die Wette. Ca 20 Minuten Montagepause – ich hatte zum Glück alles dabei. Trotzdem ist es eine Herausforderung, mit einer Rennradpumpe, etwa so groß wie zwei Feuerzeuge, den Ballonreifen eines MTB wenigstens halbwegs zu füllen. Ideal fährt man den mit ca. 4 bar. Vergesst es! Also den Reifen gerade so gefüllt, dass er nicht durchschlägt und weiter. Vorher noch von einem Mitleidenden der Hinweis – gleich geht´s richtig zur Sache, der Auerberg mit 18%.
Und da war er! Horizont ist, wenn sich die Himmelskuppe in weiter Ferne auf die Straße neigt – jedenfalls für einen Havelländer – hier ist das genau umgekehrt.
Unendlich lang und unendlich hoch grinste er mich schon von weitem an – “komm kleiner, jetzt biste dran!”. Die vereinzelten Radfahrer voraus klebten hilflos im Berg wie Käfer in einem klebrigen Spinnennetz und kamen nicht vorwärts.
Es kam was kommen musste, die Beine platt, die Kette ganz links (die Kombination war an meinem Rad quasi noch neu) klebte auch ich jetzt im Berg und strampelte mich mit 4 – 5 km/h zur Kuppe bis nichts mehr ging. Das unsichtbare Gummiband an meinem Hinterrad ließ sich nicht weiter dehnen. Ca. 100 m vor dem Gipfel die Kapitulation. Aber ich schäme mich nicht. Erstens war ich mit Schieben nicht langsamer und überhaupt, ich kenne mindestens Eine, die auch abwärts geschoben hätte – aus Angst.
Und die kam jetzt auch für mich! Abfahrten mit dem Rennrad auf glattem Asphalt jenseits der 60 km/h sind schon nichts für Weicheier. Abwärts auf gesplitteten Forstwegen mit dem MTB bei 45 – 50 Sachen (V max 56 km/h lt. Fore runner) sind aber doch noch mal ´n Zacken schärfer! Das Gesicht angstverzerrt, die Augen aufgerissen, der ganze Kerl verkrampft um den Lenker gewickelt und immer die Bremsen zum sachten Abregeln. Voll laufen lassen war nicht. Ab und an ganz besondere Schmankerln –“ACHTUNG starkes Gefälle mit Querrinnen” Jetzt bloß nicht verbremsen, sonst geht’s über´n Lenker! Erholung bergab ist anders!

Endlich! Irgendwann nach weiteren sieben Hügeln und sieben Tälern das erlösende Ziel – und keine zweite Runde für die Hundert!!!

Fazit für meinen erstes MTB-Rennen. Quälerei, Angst, Spaß – Klasse! Ohne den lästigen Platten währe ich sogar gut im Mittelfeld mitgeschwommen. So hatte ich wenigstes die übung zum Reifenwechsel dazu.

Was war sonst noch. Ach ja, Sylvia hat bei ihrem HM mal wieder die AK abgeräumt.
“He, lief super bei mir…tut nichts weh außer mein kleiner Zeh… und wieder mal Treppchen”
Bei mir war´s genau umgedreht, kein Treppchen und mir tat alles weh, außer dem kleinen Zeh. Zwei weiter PLC-ler im HM-Ziel begrüßt. Als PLC-ler biste nie mehr allein!
Und dann abends die Krönung bei der Auswertung meines Forerunner – netto, also ohne Panne 2h 25 min für die 50 km, macht nen Schnitt gesamt von 20,7 km/h.
Prompt der Kommentar von der Seite:
“So schnell bin ich mit dem Rad vonne Arbeit auch”
OK – war trotzdem ein schöner Tag – nächstes Jahr sicher wieder!

Gruß Harald

Weiterführende Links:

Lauftreff 2000

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