9,5km und 1419 Höhenmeter Richtung WM Haldi-Berglauf Schattdorf 13.06.2010

“Für die Strecke ziehst Du Dich doch gar nicht erst um!” hieß es von Bekannten bei Ankündigung des Vorhabens für 9,5 km in die Schweiz zu fahren. Doch, doch! Schließlich waren ja gut 1400hm zu überwinden. Dies sollte die erste Probe und inoffiziell eine kleine Qualifikation für die longdistance-WM im August sein. Hatte ich bislang Berglauf-Erfahrungen auf den Langstrecken so war es diesmal wahrlich ein Sprint.
Also reiste ich am Vortag ins legger-Schoggli-Land und gönnte mir am Nachmittag die Seilbahnfahrt hinauf zum Haldi. Kann ja nicht schaden, sich einen Eindruck von der Strecke zu verschaffen. So traf ich natürlich einen Mitorganisator, der meinte, dass es nur im unteren Stück steil wäre und dann nur wenig. Wenn Schweizer sagen, es ist nicht steil, ist dies mit Vorsicht zu genießen! Nun gut, auch dieser Abschnitt war steil, sodass ich mir in etwa vorstellen konnte, was mich erwarten würde….
Abends lernte ich die anderen Mädels aus unserem Team kennen und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, alt zu sein (Kerstin ist 22 und Lea 28 Jahre alt; zur Erinnerung: ich bin 33). Das gemeinsame Frühstück am Wettkampftag war sehr entspannt und wir waren trotz wolkenverhangendem Himmel guter Dinge. Seit den Erlebnissen an der Zugspitze und auch dank meiner Bergerfahrungen stand für mich fest, entweder eine Jacke oder eine Mülltüte mit hoch zu nehmen.
Wilfried Raatz (koordiniert das Nationalteam) hielt sich mit Taktiken zum Rennen oder gar Erwartungen zurück. Somit wusste ich gar nichts und beschloss, einfach zu laufen und mein Bestes zu geben.
Es gab ungefähr 50m Anlauf, rum um die Ecke und dann ging´s kontinuierlich “steil” bergan. Kurz nach dem Start war auch schon die Schweizer Favoritin neben mir und lief nach ca. 2 km schneller. Das registrierte ich und sagte mir, dass sie einfach stärker ist und mehr Erfahrung hier hat. Somit war kurze Zeit später Kerstin an meiner Seite und wir liefen miteinander. Dann wurde aus “steil” “richtig steil” und ich beschloss zu steigen. Dabei verlor ich Meter zu Kerstin, die von dort an immer ca. 10/15m Vorsprung hatte.
Das folgende – etwas weniger steile – Stück mit Sprintwertung lag noch in der Hand der Schweizerin, die ihren Vorsprung nicht ausbauen konnte. Wieder wurde es “richtig steil” und ich stieg. Der übergang zum wieder-Laufen ließ fast meine Waden zerplatzen.
Inzwischen war es so neblig, dass sich die Sicht auf ca. 20 Meter begrenzte und Nieselregen kam dazu. Der Untergrund wurde immer rutschiger und mittlerweile wurde aus dem Weg ein Pfad mit Steinen, Steinchen und Stufen.
Beide vor mir laufenden Frauen waren in Sichtweite und kurze Zeit später überholte Kerstin die führende Schweizerin. Es waren noch gut 2 km zu laufen und meine Uhr zeigte 51:57min (so ist es in meiner Erinnerung; kann aber auch sein, dass ich mich vertue, denn das würde über 21 min. für die letzten 2km bedeuten).
Ich merkte, dass ich noch gut Kraft hatte und überholte sie auch. Wilfried stand da oben und feuerte mich an, dass ich es noch mal versuchen sollte und das “noch 1km”- Schild motivierte mich noch mehr. Dieser letzte Kilometer hatte es in sich und zog sich um die Ecken und noch eine Kurve, wieder eine Stufe zum Raufklettern, nächste Ecke…und da hing dann auch plötzlich das Zielbanner – 1:13:10h = 2. Platz, nur 14 Sekunden hinter Kerstin. Wilfried Raatz´ nicht ausgesprochene Erwartungen hatten wir erfüllt und ich meine Nominierung für die WM bestätigt – toll!
Leider lud das Wetter nicht zum Verweilen ein, so verließen wir recht schnell in Mülltüten gepackt den Gipfel. Den anderen Läufern entgegen gehend verließen wir zufrieden den Gipfel. Typisch schweizerisch wurde der Rückweg gestaltet: herzlich und gemütlich gab es auf halber Höhe Kaffee, Kuchen und Schnäpsli.
Das Warten auf die Siegerehrung verkürzten wir mit Absprachen und Planungen für die kommenden Wochen. Fast alle anwesenden Deutschen fahren mit ins Höhenlager auf die Bettmeralp (1900m ü. NN) und den Glacier 3000 (2500m ü. NN), um anschließend in Davos einen letzten Test zu absolvieren.
Dieser extreme Berglauf war zum Einen für die Überprüfung meiner Form, aber auch für das erste Kennenlernen des Teams sehr wichtig für mich und ich freue mich auf das, was da so kommt!

Wie geht es weiter?
– Preußische Meile und Schweriner-5-Seen-Lauf 15km
– im Juli 2 Wochen Höhentrainingslager Bettmeralp (1900m ü. NN) und
Glacier 3000 (2500m ü. NN), anschließend Davos HM (31.07.)
– 21.08.2010 Longdistance-WM am Pikes Peak Manitou Springs/Colorado/USA
(HM mit 2300 Höhenmetern)

es grüßt recht herzlich
Diana

Weiterführende Links:

Lauftreff 2000

Haldi-Berglauf

Ergebnisse

Bericht

Bilder von Doris Hauser

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