Laufen mal anders – Landschaftsintervalle mit Radbegleitung
Von denen, die schon einmal dabei waren, hatte ich nur Gutes gehört über diesen Turmduathlon. Also warum nicht mal was ganz anderes probieren?
4 Leute und 3 Fahrräder bilden jeweils ein Team. Das war die erste Schwierigkeit. 4 Gleichgesinnte mussten an diesem Tag Lust und Zeit haben und unverletzt sein. Da diese Zustände von der Verabredung bis möglichst zum Wettkampftag anhalten sollten, gab es bei uns noch einiges Hin- und Her…
Die zweite Hürde war die Anreise. Potsdamer fahren natürlich mit dem Rad zum idyllisch gelegenen Start- und Zielbereich. Mir waren die 30 km einfache Strecke aber etwas zuviel, also musste das Rad in mein winziges Auto. Zunächst sah es so aus, als ob es gar nicht reinpassen würde – schließlich hatte ich es aber doch geschafft. Blöderweise waren nun beide Vordersitze umgeklappt und ich hätte nicht mehr fahren können. Mit Hängen und Würgen hab ich es dann so hinbekommen, dass ich während der Fahrt nur noch das Hinterrad am Hals hatte und war schon mal stolz auf die erste Leistung.
Gestartet wurde nach den angegebenen 10 km Zeiten der Teams – die langsamsten zuerst, die schnellsten zuletzt. So konnte man sich unterwegs immer mal wieder begegnen und behinderte sich nicht beim Start. Wir hatten uns auf einen Wechsel alle 1000 m geeinigt. Das Tempo beim laufen war für alle anspruchsvoll, dafür ja immer in absehbarer Zeit zu Ende. Zunächst rollte es sich so dahin, dann ging es über eine Eisenbahnbrücke und ich bekam sogar mein Rad von einem Kavalier aus dem Team hochgetragen. Bald wurden die Wege enger, zuckersandiger und wurzeliger (einmal auch etwas brennnesseliger) und wir hatten Mühe, mit dem Läufer mitzuhalten. Oh – oh – dachte ich, wenn das jetzt meine Erholungsphase sein soll… Aber es gab auch wieder bessere Wege und wer mit laufen an der der Reihe war, lief so schnell er eben konnte, benutzte die erste Weile nach dem Wechsel aufs Rad zum einkriegen und aufschließen, die zweite Weile zum Landschaft gucken und quatschen und die letzte Hälfte der dritten Weile zum vorbereiten des Wechsels bis er wieder mit laufen dran war.
So verging die Zeit wie im Fluge, wir überholten mehrere Teams, was uns zusätzlich motivierte und waren überrascht über unseren durchschnittlichen Kilometerschnitt. Schon waren wir an der Verpflegungsstelle, wo es alles gab, was man sich nur denken konnte: Obst, Kekse, Schokolade, Wasser und Tee und alles bekam man noch persönlich zugereicht.
Plötzlich bemerkten wir, dass mein Vorderrad nur noch wenig Luft hatte. Beim nächsten Wechsel probierten wir es noch mit aufpumpen, aber eigentlich wussten wir schon, dass das wenig Sinn macht… Also Schlauch wechseln! Glücklicherweise hatte ich alles dabei, was man dazu braucht, verfügte aber nur über begrenzte Fähigkeiten, so etwas in kurzer Zeit zu erledigen. Aber wir waren ja ein Team und beschlossen, dass zwei weiterlaufen und die anderen den Schlauch wechseln und dann wieder aufschließen. Nach gefühlten Ewigkeiten, die ich volle Kanne durch Schlaglöcher gerast bin – immer in der Hoffnung, dass mein Vorderrad auch wieder fest genug eingebaut ist – hab ich dann mein Team wieder erreicht. Die waren währenddessen auf 2000er umgestiegen und sahen trotzdem noch gut aus.
Nun ging es in gewohnter Weise weiter bis zum letzten Berg. Hier wollten wir möglichst zusammen oben ankommen, was gar nicht so einfach war. Ich hatte zum Schluss den leichtesten Gang drin, bin im Stehen gefahren und geradeso hochgekommen. Oben gab’s dann ein Beweisfoto. In einer Linie sind wir auch ins Ziel gerollt – genauso, wie wir losgefahren sind.
Schon bald kamen die anderen Teams und im Ziel gab’s dann Würstchen und Bier für alle. Bei der Siegerehrung bekamen die Ersten in jeder Wertung sogar noch eine Torte, eine Urkunde für jeden und für jedes Team ein Viererpack Magnum-Eis, das an Ort und Stelle vertilgt wurde. Wir bekamen sogar noch eine Flasche Sekt für die beste Bergwertung, die Abends beim Sommerfest geköpft wurde.
Der Tag hat riesigen Spaß gemacht und wenn wir irgendwie die “erste Hürde” nehmen können, wär ich gern im nächsten Jahr wieder dabei. Vielleicht hat ja der ein oder die andere jetzt auch Lust bekommen. Ein paar mehr Teams könnte die Veranstaltung ruhig vertragen. So eine liebevolle Organisation findet man bei keinem Großevent, die Strecke immer am Wasser entlang ist einfach traumhaft und das Laufen im Team eine ganz andere Erfahrung.
Die Strecke ist nix für zartbeseitete Rennräder, aber sonst wirklich für jedermann geeignet. Man braucht auch keine besondere Ausrüstung, nicht mal ne Radhose ist von Nöten: durch die ständigen Wechsel hatten wir gar nicht die Zeit, uns den Hintern wund zu sitzen. Lustig fand ich auch die Literflasche Mineralwasser, die jemand mit Klebeband an der Fahrradstange festgerödelt hatte. Leider hab ich nicht gesehen, wie daraus getrunken wurde, da ich selbst zu sehr auf den Untergrund achten musste…
Man sieht sich im nächsten Jahr
Sylvia
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